Gesunde Lebensmittel, nachhaltig und fair in der Region produziert, dies ist auch ein Ansatz für Natur und Umweltschutz, sowie für den Artenschutz. Immer mehr Menschen leiden unter Allergien, besonders unsere Kinder. Es gibt viele Gründe, über Art und Inhalt unserer Ernährung nachzudenken.
Deshalb haben wir einen Antrag gestellt, bei der Vergabe der Lieferungen für die Mittagsbetreuung der Kinder in Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen. Auch Herkunft und Produktion der Produkte mit in die Entscheidung mit einzubeziehen.es darf nicht allein der Preis darüber entscheiden, was unsere Kleinsten essen (müssen).
hierzu zwei aktuelle Artikel aus der Friedberger Allgemeinen vom 8.2.2020:
Gesundes aus der Region für die Kinder
Erziehung
Die Stadt Friedberg erarbeitet neue Ausschreibungskriterien für das Catering an Schulen. Skeptiker befürchten, dass dann die Preise steigen und die Eltern abspringen
Von Thomas Goßner, Philipp Schröders und Eva Weigenegger
Aichach-Friedberg Regional und biologisch erzeugte Lebensmittel sollen künftig für die Mittagsverpflegung an den Schulen verwendet werden. Einen entsprechenden Antrag stellte die gemeinsame Fraktion von ÖDP, FDP und Parteifreien Bürgern im Friedberger Stadtrat. Doch lässt sich das in der Praxis umsetzen? Im Landkreis-Süden wird das Thema bislang sehr unterschiedlich gehandhabt.
Aichach-Friedberg ist seit 2019 eine der neuen Ökomodellregionen in Bayern. Ziel des Projektes ist es, Produktion und Absatz vom heimischen biologischen Lebensmittel zu fördern. Aus Sicht von Hubert Nießner (ÖDP) ist es dazu wichtig, deren Verwendung in Kantinen und Gastronomie auszubauen. Die Stadt Friedberg habe eine wichtige Rolle und eine Vorbildfunktion bei der Mittagsverpflegung an den Schulen, findet er.
Bereits bei der letzten Ausschreibung für das Schulcatering gab es neue Bewertungskriterien. Neben dem Preis (75 Prozent) spielen auch Regionalität (15 Prozent) und Saisonalität (10 Prozent) der Zutaten eine Rolle bei der Auftragsvergabe. Das Essen für die Mensa der Grund- und Mittelschule liefert die Fernküche Forster aus Augsburg, alle anderen Schulen werden von der BeiPaul GmbH der Diakonie Augsburg zubereitet.
Laut Kommunalreferent Wolfgang Basch ist es zwar sicher sinnvoll, bei der nächsten Ausschreibung auch den Bio-Anteil positiv zu berücksichtigen. Allerdings hänge die Akzeptanz bei den Eltern nicht nur von der Qualität, sondern primär vom Preis ab, so Basch. Bereits jetzt bezuschusst die Stadt jedes Gericht: Der den Eltern in Rechnung gestellte Preis liegt bei 3,30 pro Tag, tatsächlich fallen aber Kosten von 4,50 Euro an. Höhere Anforderungen an die Essensqualität hätten höhere Preise zur Folge, die entweder an die Eltern weitergegeben oder durch Zuschüsse finanziert werden müssten.
Skepsis herrschte darum auch bei den Stadträten im Ausschuss für Soziales, Bildung und Integration. „Das würde unseren Kindern guttun“, sagte Herta Widmann (CSU), „die Frage ist aber, ob sie das essen.“ Wally Walkmann (SPD) fürchtete, dass die Kinder zu heikel sind. „Wenn alles zurückgeht, hat es auch keinen Sinn.“ Kommunalreferent Basch berichtete von Gesprächen mit den Schulleitern. Dort sei man froh, wenn die Kinder überhaupt etwas essen.
Johanna Hölzl-Dibba (Grüne) verwies auf Umfragen, dass die meisten Eltern bei einer besseren Qualität zu höheren Preisen mitgehen würden. „Bio ist wichtig und gesund“, sagte Elisabeth Micheler-Jones (Parteifreie Bürger). Sie verwies auf das Projekt „Na(h)gut“, das die Stadt mit über 20 000 Euro im Jahr fördert. „Wir können nicht die Kinder auf die Biobauernhöfe schicken und hier nichts machen“, sagte sie.
Die Stadträte kamen überein, dass gemeinsam mit der Ökomodellregion ein Konzept für die Schulverpflegung entwickelt werden und im Herbst vorgestellt werden soll. Eine Entscheidung drängt nicht, da das Catering zuletzt ab dem Schuljahr 2017/18 für den Zeitraum von vier Jahren ausgeschrieben wurde.
Mit gutem Beispiel voran geht die Gemeinde Mering bei den Kindertageseinrichtungen, für die das Mittagessen von Caterern aus der Umgebung geliefert wird. „Beide Essenslieferanten werben mit täglicher frischer Zubereitung und der Verarbeitung mit Bioprodukten“, sagt Sandra Schäffler von der Verwaltungsgemeinschaft. In einem gemeindlichen Kindergarten werde selbst gekocht und in den Sommermonaten würden dazu die Produkte aus einem nahe gelegenen Heimgarten mit frischem saisonalem Gemüse zubereitet. „Die weiteren benötigten Lebensmittel kaufen wir, soweit wie möglich, bei den örtlichen Bauern oder Zulieferern.“
Am Meringer Gymnasium werden dagegen keine Bioprodukte verwendet – dies würde die Preise noch einmal deutlich erhöhen“, sagt der stellvertretende Schulleiter Florian Horak. Das Essen liefert das Unternehmen Breakx. Dessen Geschäftsführer Peter Döhner betone, dass die verwendeten Produkte keine Zusatzstoffe enthalten. „Allein das stellt ihn wohl immer wieder vor eine große Herausforderung“, sagt Horak.
Weder bio noch regional ist das Essen an der Grund- und Mittelschule in Kissing, auch der Caterer kommt von außerhalb. „Die Firma Sander hat aber hochwertige Lebensmittel zugesagt, welche mit Sicherheit auch geliefert werden“, sagt Bürgermeister Reinhard Gürtner und fügt hinzu: „Bei einer künftigen Vergabe wird es sicher Thema sein, Bio- beziehungsweise regionale Produkte in der Mensa zu verarbeiten.“ »Interview, Diese Woche
Günstiges Schulessen ist mit Bio-Produkten möglich
Interview In einer Hinsicht müssen Mensabetreiber aber Abstriche machen, erklärt Ernährungsexpertin Barbara Straub
Kann das Angebot in Schulmensen dazu beitragen, ein Bewusstsein für Themen wie Bio-Qualität und Regionalität bei Schülern zu schaffen?
Barbara Straub: Ja, ich bin der Meinung, dass man die Themen gar nicht oft und früh genug bei den Schülern ins Bewusstsein rücken kann. Wenn sie dann auch noch sehen, wie das umgesetzt werden kann, bleibt es viel nachhaltiger bei den Kindern im Gedächtnis. Die Kinder tragen diese Erkenntnis dann auch ins Elternhaus, somit wird das Thema allgemein tiefer verankert.
Sind Bio-Produkte generell besser für Kinder geeignet als Lebensmittel aus der konventionellen Landwirtschaft?
Straub: Für mich als Ansprechpartnerin für das Projekt „Na(h) Gut“ stehen regionale Lebensmittel im Vordergrund. Ich denke, regional ist sehr gut. Regional-bio ist natürlich das Allerbeste. Bio-Lebensmittel sind aber generell weniger pestizidbelastet und sorgen für bessere Böden und weniger Belastung des Grundwassers. Man kann aber manchmal einem regionalen Produkt dem Bio-Produkt aus Chile den Vorzug geben aufgrund der langen Transportwege und der damit verbundenen Umweltbelastung. Ich denke, dass man da ein gewisses Mittelmaß finden muss. Grundsätzlich ist es immer gut, zu schauen, was es bei uns in der Region gibt und wenn möglich auch noch in Bio-Qualität.
Manche Eltern können es sich nicht leisten, die Gebühren für das Schulessen zu bezahlen. Ist es überhaupt möglich, mit regionalen Produkten und Bio-Produkten kostengünstige Mittagessen anzubieten?
Straub: Ich glaube auf jeden Fall, dass das möglich ist, wenn man zum Beispiel regionale und saisonale Gemüsesorten anbietet. Man muss vielleicht Fleischgerichte weniger oft anbieten, da das in Bio-Qualität sehr teuer ist. Stattdessen könnte man aber Gerichte mit Hülsenfrüchten wie zum Beispiel Linsen einfließen lassen. Auch Mengenprodukte wie Kartoffeln kann man immer regional und günstig beziehen.
Sind Sie zufrieden mit dem Essensangebot in den Schulmensen im Landkreis?
Straub: Für mein Projekt bin ich viel in Kindergärten und seltener in den Schulmensen unterwegs. Manche Kindergärten im Wittelsbacher Land haben schon ganz tolle Konzepte umgesetzt, die auch für die Schulen vorbildhaft sein können. Besonders gut finde ich es, wenn es eine Köchin gibt, die die Lebensmittel gezielt einkauft und zubereitet. Zudem sehe ich noch einen weiteren positiven Ansatz.
Welchen?
Straub: Der Wittelsbacher Land Verein möchte im Rahmen des Projekts Öko-Modellregion Paartal vorantreiben, dass mehr Landwirte in der Region eine Bio-Zertifizierung erhalten. Wenn das Angebot größer wird, hat das sicherlich auch eine positive Auswirkung auf das Essensangebot für die Schulen und Kindergärten.
Interview: Philipp Schröders
Barbara Straub denkt, dass ein entsprechendes Angebot in Schulmensen ein Bewusstsein für Regionalität schaffen kann. Symbolfoto: Franziska Kraufmann, dpa
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